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Martin Knechtges | Jörg Schenuit (Hrsg.)


Zeichen ferner Freiheit. Kulturkritik I

Band 6

Das 20. Jahrhundert hat so viele Trümmer angehäuft, dass sich die Nachgeborenen im lähmenden Zustand der Angst und des Erschauderns vor der Bösartigkeit des Menschen geschworen haben, nie wieder auf politische Utopien hereinzufallen. So vernünftig das Pathos der Mäßigung angesichts des apokalyptischen Wahnsinns wirkte, so deutlich tritt in der Berliner Republik aber auch dessen Kehrseite hervor. Mit dem Verlust geschichtsphilosophischer oder auch nur gesellschaftspolitischer Hoffnungen, von religiöser Zuversicht ganz zu schweigen, neigen die Bürger dazu, alle ernsten Erwartungen aneinander pragmatisch aufzulösen. Die Zustimmungsgemeinschaft behauptet in der Republik der Sachzwänge: Gerechtigkeit herrscht, wo jeder genügend Geld hat, und Frieden, wo kein lautes Wort zu hören ist.

Gottes Gegebenheiten sind das nicht. Seine Seligen sind frei. Wir Irdischen aber vergraben unsere Talente und lassen die uns anvertrauten Bedingungen des Politischen und der Kultur fahren. Wie aber sollten wir reagieren auf jenen Triumph der Gelassenheit, der die Dinge sich selbst überlässt und damit die sorgsame Pflege der Bildungsgüter preisgegeben hat? Wenden wir uns ab und machen einen neuen Anfang, weil im politischen Raum schon alles verloren ist, oder begeben wir uns in das Getümmel des Politischen hinein und versuchen an diesem Ort zu wirken?
Mit dem vorliegenden Band der FUGE beginnen wir die Suche nach umkehrenden Formen und Inhalten der Kulturkritik, die das Eis unserer Selbstgewissheit brechen.

Abbildung: Alfred Kubin, Der Mensch, Tusche, Aquarell, Spritztechnik auf Katasterpapier um 1902, Leopold Museum, Wien.

Feuilletonpressegespräch im Deutschlandradio Kultur zu Fuge 6 mit Jürgen König und den Herausgebern (mp3 mit 5,6 MB)

E S S A Y S

Norbert Hummelt, Berlin
Ein Haufen zerbrochener Bilder.
Zur ästhetischen Faszination des Katholischen

Hans Joas, Chicago
Die Selbständigkeit religiöser Phänomene.
Ernst Troeltsch als Vorbild der Religionsforschung


G E S P R Ä C H

Horst Bredekamp | Franziska Wilcken
Der konturlose Staat.
Zur religiösen und politischen Grammatik der Bilder


K A T H O L I S C H E  
I N T E L L E K T U A L I T Ä T

Alexander Pschera, München
Der gesteinigte Text.
Stephanus. Bloy. Céline

Jörg Schenuit, Berlin
Masken der Umkehr (I)


A R C H I V

Brigitte Sändig, Berlin
Ein Realist im höheren Sinne

»Weder Demokrat noch Republikaner, weder ein Mann der Linken
noch einer der Rechten – was bin ich also? Ich bin Christ«.
Aus den Briefen von Georges Bernanos, 1934–1940


P O L E M I K

Andreas Fliedner, Berlin / Barth Cordmann, Berlin
Der asketische Seiltänzer.
Aufruf zu einem Nekrolog für den Schriftsteller
und Übersetzer Bernd Mattheus (1953–2009)