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Gehorsam und Paideia in der Regel des Heiligen Benedikt

In: FUGE Band 8, „Das gemessene Band“, Paderborn, Schöningh, 2011, S. 51.

»Wie jeder Christ bin ich »Schülerin« oder »Jüngerin« Christi. Als Benediktinerin bin ich es noch einmal mit besonderem Akzent. Programmatisch beginnt die Regel Benedikts mit der Aufforderung: »Höre, mein Sohn, und neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters gern an und erfülle ihn durch die Tat.« (RProl 1) Es geht also, wie überhaupt im christlichen Glauben, um ein Hören, das den ganzen Menschen fordert. Doch wer spricht hier? In der Forschung hat man sich auf die Deutung in einer Basilius zugeschriebenen Schrift geeinigt. Danach schöpft die Regel aus der Heiligen Schrift, und zwar so, wie diese von den
Kirchen- und Mönchsvätern interpretiert und auf ein asketisches Leben angewandt wurde.
RProl 21 bestätigt diese Deutung mit der Aufforderung: »[…] gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine [Gottes] Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.« Der »Meister« und »Lehrer« ist demnach für mich konkurrenzlos Christus, in dem Gott »uns gerufen hat«. Wer aber »Christus « sagt, sagt auch »Bibel«, sagt »Kirche«, sagt »Liturgie«, sagt »Gemeinschaft« und damit, als Letztverantwortliche in der Gemeinschaft, auch »Abt« oder »Äbtissin«. Auf alle ist, je nach Situation, zu hören, um zu gehorchen. Der Vorrang aber gebührt Christus.«