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Die Sammlung der Versprengten

In: FUGE Band 1, „Das westliche Dilemma“, Paderborn, Schöningh, 2007, S. 18f.

(...) DIE FUGE. Der publizistische Legitimationsgrund dieses Journals, das ab sofort halbjährlich erscheinen wird, ist nicht der Hype ums Religiöse, der im Moment die Öffentlichkeit beherrscht. Diese »sterile Aufgeregtheit« (Max Weber) wird bald verflogen sein, spätestens dann, wenn sich hiermit keine hohen Quoten mehr erzielen lassen. Die gute Nachricht ist, dass die eigentlich relevanten Themen, die oben in ihren Umrissen skizziert worden sind, bleiben werden: die soziale Rolle der Religion in der Moderne, der Sinn von Überlieferung und Überlieferungsbrüchen, die geschichtliche und existentielle Gestalt des Glaubens sowie der religiöse und profane Sinn des Gemeinschaftlichen.

Wer diesen Problemen weder existentiell noch intellektuell ausweichen will und sich mit Maß ein Bild machen möchte, tut gut daran, auf Stimmen aus unterschiedlichen weltanschaulichen und geistigen Milieus zu hören: auf Theologen und Philosophen, Wissenschaftler und Künstler, Gläubige und Atheisten. Darunter gleichermaßen auf solche, die in der Tradition der Aufklärung stehen und das »Projekt der Moderne« verfolgen, und auf solche, die sich in einer unversöhnlichen Spannung zum Aufklärungszeitalter sehen und ein gedeihliches religiöses Leben unter modernen Bedingungen für unmöglich halten.

Das Gütekriterium der fuge ist deshalb nicht die weltanschauliche Zugehörigkeit des Autors, sondern die Ernsthaftigkeit seines Bestrebens, das Phänomen des Religiösen verstehen zu wollen. Dies kann auch in der indirekten Rede geschehen, ohne offenkundigen Bezug aufs Religiöse. Man denke an all die Autoren, die religiöse Aspekte tangieren, ohne sich hierüber im Klaren zu sein. Was bei aller Pluralität jedoch unverzichtbar ist, sind ernsthafte Stimmen, die nicht von den kontingenten Konjunkturen der Öffentlichkeit beherrscht sind, sondern von geistigen Bestrebungen, die tief in ihr Leben einschneiden. Für sie, die auf geistigen Austausch unbedingt angewiesen sind, stellt die fuge sich publizistisch zur Verfügung, in der bescheidenen Hoffnung, einen kleinen Beitrag zur Sammlung der Versprengen zu leisten.

lesen Sie die vollständige Einleitung hier (PDF 74kb)